Letztendlich hatten die Buchmacher doch recht und Italien gewinnt zum ersten Mal seit 1990 den Eurovision Song Contest. Alle vier Bandmitglieder sind zwischen 1999 und 2001 geboren und waren somit beim letzten Sieg von Toto Cutugno noch nicht einmal auf der Welt. Obwohl sie so jung sind, strahlen sie bei ihrem selbst geschriebenen Hardrocksong Zitti e buoni eine wahnsinnige Bühnenpräsenz aus. Das konnte letztendlich die Televoter überzeugen, ihnen die höchste Punktzahl zu geben. Die Jurys waren hier zögerlicher und sahen die Italiener erwartungsgemäß nicht ganz vorne aber auf einem guten 4. Platz.
Insgesamt erlebten wir einen sehr vielseitigen Contest, der ohne den üblichen, vorab gehypten, Beitrag auskam und uns somit ein sehr spannendes Voting bot. Insgesamt vier Länder konnten sich bis zum Ende Hoffnung auf den Sieg machen. Neben Italien lagen auch Jurygewinner Schweiz, Frankreich und Malta sehr gut im Rennen. Als erstes musste sich Destiny von ihren Gewinnerträumen verabschieden, als sie im Televoting nur magere 47 Punkte erhielt. Sie fiel damit sogar noch hinter Island, Ukraine und Finnland zurück und erreichte schließlich Platz 7. Barbara Pravi konnte ihre Punkte auch beim Televoting ungefähr verdoppeln und wurde am Ende Zweite. Auch Gjion musste beim Televoting Federn lassen und sich am Ende mit Rang drei begnügen. Ich finde es nach wie vor schwierig, dass der Juryfavorit während des Votings mehrmals kurz interviewt wird, obwohl seit Beginn des neuen Votingsystems 2016 nur der Portugiese nach dem Gewinn des Juryvotings 2017 auch nach dem Televoting ganz vorne stand.
Deutschland
Jendrik konnte für Deutschland wie erwartet nur sehr weit hinten landen. Normalerweise wäre ich sehr erbost über den deutschen Beitrag, allerdings finde ich dass er seine Sache gut gemacht hat. Im Rahmen des Contest hat er uns mehr Spaß gemacht, als alle schlecht abschneidenden deutschen Teilnehmer der vergangenen Jahre. Um im europäischen Vergleich konkurrenzfähig zu sein müssten wir hier eine andere Art von Song schicken. Vielleicht bekommt Jendrik noch einmal die Chance mit einem besseren Song. Spontan fällt mir hier als Vergleich Valentina Monetta ein, die nach ihrem wirklich peinlichen Facebook Song ja auch mit zwei deutlich besseren Songs später punkten konnte.
Edith: Leider hat sich Jendrik wahrscheinlich im alkoholisierten Zustand nicht an die eiserne Regel „Beiße nie die Hand, die dich füttert“ gehalten und sich in einem spontanen Statement vor deutschen Pressevertretern zu äußerst unklugen Aussagen hinreißen lassen. Danach sieht es so aus, dass er absichtlich ein schlechteres Lied für den Wettbewerb eingereicht hat. Mit diesem war er sich sicher die deutsche Jury überzeugen zu können. International gut abzuschneiden war ihm wohl völlig egal, er wollte nur dabei sein und Spaß haben.
Das kann man jetzt bewerten, wie man möchte. Als eingefleischtem ESC-Fan verpasst einem so eine Aussage natürlich ein Stich mitten ins Herz. Das Dementi dürfte im Laufe des Tages folgen, sobald der NDR gemerkt hat, welchen PR-Gau ausgelöst wurde. Die Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast, die ebenfalls bei dem Interview dabei war, hätte hier eingreifen müssen.
Voting
Wie fast erwartet war die größte Diskrepanz bei der Punktevergabe zwischen Jury und Televoting der Song aus der Ukraine. Platz zwei gab es von den Zuschauern, aber nur Patz 9 von den Jurys. Eher von den Jurys favorisierte Songs kamen von Malta, Portugal, Belgien und Bulgarien. Die Televoter präferierten eher Litauen, Finnland, Serbien und Norwegen. Ansonsten hielten sich die Punkte in etwas die Wage. Viermal vergaben die Zuschauer 0 Punkte. Großbritannien, sogar mit Doppel-Null, Deutschland, Spanien und die Niderlande. Am Ende gab es dadurch das kuriose Ergebnis, dass von den Big 5 und dem Gastgeberland 2 auf den ersten zwei Plätzen landeten und der Rest auf den letzen Vier.
Die auffälligste Bewertung ging an Moldawien. Wie man deutlich hören konnte, war das stimmliche Qualität von Nathalia nahezu nicht vorhanden. Ohne den Bgleitgesang vom Band wäre das noch peinlicher geworden als es ohnehin war. Dennoch gab es von Seiten der Juys sowohl von Bulgarien als auch von Russland 12 Punkte. Der gut vernetzte Komponist Filip Kirkorov ist in Bulgarien geborener Russe. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Vielleicht sollten wir im nächsten Jahr ihn als Komponist für den deutschen Beitrag auswählen *Ironie off.
Platz | Startnr. | Land | Interpret | Lied Musik (M) und Text (T) | Jury | Zuschauer | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | 24 | Italien | Måneskin | Zitti e buoni M/T: Måneskin | 206 | 318 | 524 |
2. | 20 | Frankreich | Barbara Pravi | Voilà M: Barbara Pravi, Igit; T: Barbara Pravi, Igit, Lili Poe | 248 | 251 | 499 |
3. | 11 | Schweiz | Gjon’s Tears | Tout l’univers M: Wouter Hardy, Nina Sampermans, Gjon Muharremaj; T: Wouter Hardy, Nina Sampermans, Gjon Muharremaj, Xavier Michel | 267 | 165 | 432 |
4. | 12 | Island | Daði og Gagnamagnið | 10 Years M/T: Daði Freyr | 198 | 180 | 378 |
5. | 19 | Ukraine | Go_A | SCHUM ШУМ M: Taras Schewtschenko, Kateryna Pawlenko; T: Kateryna Pawlenko | 97 | 267 | 364 |
6. | 16 | Finnland | Blind Channel | Dark Side M/T: Aleksi Kaunisvesi, Joonas Porko, Joel Hokka, Niko Moilanen, Olli Matela | 83 | 218 | 301 |
7. | 6 | Malta | Destiny | Je me casse M/T: Malin Christin, Amanuel Dermont, Nicklas Eklund, Pete Barringer | 208 | 47 | 255 |
8. | 18 | Litauen | The Roop | Discoteque M: Vaidotas Valiukevičius, Robertas Baranauskas, Mantas Banišauskas, Laisvūnas Černovas, Ilkka Wirtanen; T: Vaidotas Valiukevičius, Mantas Banišauskas, Kalle Lindroth | 55 | 165 | 220 |
9. | 5 | Russland | Manizha Манижа | Russian Woman M: Ori Avni, Ori Kaplan, Manizha; T: Manizha | 104 | 100 | 204 |
10. | 10 | Griechenland | Stefania Στεφανία | Last Dance M: Dimitris Kontopoulos, Arcade; T: Dimitris Kontopoulos, Arcade, Sharon Vaughn | 91 | 79 | 170 |
11. | 17 | Bulgarien | Victoria Виктория | Growing Up Is Getting Old M/T: Wiktorija Georgiewa, Maya Nalani, Helena Larsson, Oliver Björkvall | 140 | 30 | 170 |
12. | 7 | Portugal | The Black Mamba | Love Is on My Side M/T: Pedro Tatanka | 126 | 27 | 153 |
13. | 14 | Moldau | Natalia Gordienko | Sugar M: Dimitris Kontopoulos, Filipp Kirkorow; T: Michail Guzerijew, Sharon Vaughn | 53 | 88 | 141 |
14. | 25 | Schweden | Tusse | Voices M/T: Joy Deb, Linnea Deb, Jimmy „Joker“ Thörnfeldt, Anderz Wrethov | 46 | 63 | 109 |
15. | 8 | Serbien | Hurricane | Loco loco M: Nemanja Antonić, Darko Dimitrov; T: Sanja Vučić | 20 | 82 | 102 |
16. | 1 | Zypern | Elena Tsagrinou Έλενα Τσαγκρινού | El diablo M/T: Jimmy „Joker“ Thörnfeldt, Laurell Barker, Oxa, Thomas Stengaard | 50 | 44 | 94 |
17. | 3 | Israel | Eden Alene עדן אלנה | Set Me Free M/T: Noam Zlatin, Ido Netzer, Amit Mordechai, Ron Carmi | 73 | 20 | 93 |
18. | 22 | Norwegen | TIX | Fallen Angel M: Andreas Haukeland; T: Andreas Haukeland, Mathias Haukeland, Emelie Hollow | 15 | 60 | 75 |
19. | 4 | Belgien | Hooverphonic | The Wrong Place M/T: Alex Callier, Charlotte Foret | 71 | 3 | 74 |
20. | 21 | Aserbaidschan | EfendiƏfəndiyeva | Mata Hari M/T: Amy van der Wel, Luuk van Beers, Josh Earl, Tony Cornelissen | 32 | 33 | 65 |
21. | 2 | Albanien | Anxhela Peristeri | Karma M: Kledi Bahiti; T: Olti Curri | 22 | 35 | 57 |
22. | 26 | San Marino | Senhit feat. Flo Rida | Adrenalina M/T: Chanel Tukia, Jimmy „Joker“ Thörnfeldt, Joy Deb, Kenny Silverdique, Linnea Deb, Malou Ruotsalainen, Senhit Zadik Zadik, Suzi Pancenkov, Thomas Stengaard, Dillard Tramar | 37 | 13 | 50 |
23. | 23 | Niederlande (Gastgeber) | Jeangu Macrooy | Birth of a New Age M: Jeangu Macrooy, Pieter Perquin (Perquisite); T: Jeangu Macrooy | 11 | 0 | 11 |
24. | 13 | Spanien | Blas Cantó | Voy a quedarme M/T: Blas Cantó, Leroy Sanchez, Daniel Ortega „Dangelo“, Dan Hammond | 6 | 0 | 6 |
25. | 15 | Deutschland | Jendrik | I Don’t Feel Hate M/T: Jendrik Sigwart, Christoph Oswald | 3 | 0 | 3 |
26. | 9 | Vereinigtes Königreich | James Newman | Embers M/T: James Newman, Conor Blake, Danny Shah, Tom Hollings, Samuel Brennan | 0 | 0 | 0 |