Heute morgen um 11 Uhr wurden in einer Sondersendung die 6 Teilnehmer des diesjährigen deutschen Vorentscheids vorgestellt. Wenig überraschend handelt es sich dabei um weichgespülten Radiopop der seichten Art. Alexandra Wolfslast, seit zwei Jahren Head of Delegation äußerte ja im Vorfeld, dass man Kompromisse eingehen müsste. Es sollten ja alle Radiostationen mit ins Boot geholt werden, damit sie die Titel im Vorfeld der Vorentscheidung in hoher Rotation spielen. Ich würde sagen, das Ziel ist erreicht.
Wir, die wir eine Liebe zum Song Contest mitbringen und uns gerne über eine gute Platzierung des deutschen Beitrags freuen, gehen immer davon aus, dass der NDR das auch tut. Das kann man aber, wie man heute mal wieder eindrucksvoll erkennen konnte, nicht voraussetzen. Die Songs sind alle typische Einheitsware im Stile von Tim Bendzko, Mark Foster oder Max Giesinger. Sie werden in Deutschland ihren Markt finden und genau das ist auch beabsichtigt. Europaweit und geschweige denn international werden sie nicht stattfinden. Aber wie schon gesagt, das ist auch nicht die Absicht des NDR.
Als die ersten Namen in der Communit, wie z.B. Eskimo Callboy, Ikke Hüftgold oder Nina Queer, umhergeisterten musste ich schmunzeln. Niemals würde solch ein Act von den alten weißen Männern ausgewählt werden bei einem ESC-Vorentscheid anzutreten. Das maximalste in einem deutschen Vorentscheid der letzten Jahre war LaBrassBanda. Die polarisierende Wirkung von Jendrik im vergangenen Jahr hat sämtliche eventuell zu erwartende Progressivität im Keim erstickt. Und wer jetzt wirklich gedacht hat, dass der Name „Germany 12 Points“ darauf gemünzt war, 12 Punkte von allen Ländern zu bekommen, der wurde eines besseren belehrt. Es bedeutet dass der NDR 12 Punkte im Finale als Marschroute ausgesteckt hat. Immerhin wäre das die dreifache Anzahl der Punkte vom vergangenem Jahr. Dieses Ziel scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Nun aber zu den Künstlern. Sie können ja am wenigsten dafür und wir sollten sie bzw. den Auserwählten aufs Beste unterstützen. Niemand sollte an Ihnen den Frust auslassen, dass es wahrscheinlich wieder nur ein Platz weit jenseits der Top 15 werden wird.