Unser Lied für Stockholm oder wie sich meine vorhergehende Sichtweise drastisch änderte.

Gestern Abend fand der deutsche Vorentscheid des eurovision Song Contests 2016 statt, etwas Sperrig unser Lied für Stockholm oder kurz ULFS genannt. Wie in den letzten Jahren so gewohnt mit einer fantastisch aufgelegten Moderatorin Barbara Schöneberger und diesmal zum ersten mal im Vorentscheid mit Peter Urban als Kommentator. Im Vorhinein fand ich keinen der Songs sonderlich stark, was aber wohl eher nicht der ARD anzulasten ist, sondern den einzelnen Plattenfirmen. So tut sich Deutschland unglaublich schwer damit einen echten bekannten Star zu nominieren. Vielleicht sollte man sich das in Zukunft ersparen und gleich einen Sieger von The Voice und Co zum ESC schicken, dann wissen wir in der Regel zumindest dass der Song Mainstream tauglich wäre. Ich kann auch nur sagen dass ich vorher mal Gregorian und Woods of Birnam gehört hatte. Die anderen Künstler gingen mir völlig ab, allerdings war das im letzten Jahr ähnlich. Allerdings war ich nach dem Xaviergate in diesem und dem Kümmertgate im letzten Jahr froh dass überhaupt noch ein ansprechender Vorentscheid auf die Beine gestellt wurde.

https://www.youtube.com/watch?v=HRYh1Tr7u-U

1. Ella Endlich – Adrenalin

Ella bot alles was man sich von einer Schlagerprinzessin erwarten würde: tolles Bühnenbild, kraftvolle Background Sängerinnen und oberkörperfreie Tänzer. Was will man mehr? Naja ein etwas besseres Lied und ich wäre auch als nicht Schlagerfan schon zufrieden gewesen. So richtig meins war der Song nicht aber mein Tipp vom letzten Jahr hat ja beim ESC 0 Punkte geholt also sollte man meine Meinung auch nicht überbewerten.

2. Joco – Full Moon

Joco sind Josepha und Cosmina Carl aus Hamburg. Der Song ist ganz nett zum Autofahren oder auf der Arbeit zu hören, allerdings für mich undenkbar auf der großen Bühne des Eurovision Song Contests. Beide in einem recht statischen Setting hinter ihren Instrumenten versteckt. Das ist eher was für zu Hause.

https://www.youtube.com/watch?v=lSv-Z4tpTLk

3. Gregorian – Masters of Chant

Alle ihre Alben heißen ja schon Masters of Chant. Warum nicht auch mal ein Song gleichen Namens in den Hut werfen? Insgesamt überzeugten mich die Popmönche nicht so besonders. Digital wirkt das sehr authentisch aber Live wirken sie eher wie verkleidete Sänger, was sie natürlich auch sind. Ich war ganz gespannt darauf, wer die Frau sein wird, die die hohen Strophen singt und war etwas überrascht dass wir es hier mit einem Counter Tenor zu tun hatten. An dieser Stelle hätte es dann doch gerne ne Frau sein dürfen. Alles in Allem wären sie beim ESC wahrscheinlich am meisten herausgestochen. Aber da war das deutsche Publikum nicht für zu haben.

https://www.youtube.com/watch?v=EfwRxhGxjn4

4. Woods of Birnam – Lift me up

Das mit Abstand schrägste Vorstellungsvideo kam von der Gruppe um Sänger Christian Friedel. Wie bei so vielen Acts hat mich der Auftritt auch nicht richtig geflashed, auch wenn mir der Song, je öfter ich ihn höre, immer besser gefällt. Ich hätte mir schon gewünscht sie im Superfinale zu sehen aber das war dann doch etwas zu optimistisch.

https://www.youtube.com/watch?v=0_R2AZaCRgk

5.  Luxuslärm – Solange Liebe in mir wohnt

Ich muß vorrausschicken dass ich Luxuslärm bevor sie zum Vorentscheid nominiert gar nicht kannte. Ich dachte dann eher an eine laute Punkband. Mann habe ich mich da getäuscht. Die Band macht eher Musik im Stile von Wir sind Helden oder Juli. Für mich absolut hörbar und unaufgeregt. Die Band um Frontfrau Janine Meyer kam unglaublich sympathisch daher und ich werde sie in Zukunft sicher öfter hören. Aber das reicht für mich einfach nicht für Stockholm. Das Bühnenbild bestehend aus verschieder farbigen 3D Fragmenten verbanden sich am Ende zu einem roten Herz. Nette Idee!

6. Keoma – Protected

Auch hier haben wir ein recht skurriles Vorstellungsvideo neben dem Skelett eines T-Rex. Die Band bestehen aus der australischen Sängerin Kat Frankie und dem Köllner Chris Klopfer versuchten uns mit dem etwas sperrigem Protected zu überzeugen. Auch hier kann ich mich nur wiederholen, nett zum zu Hause anhören aber überhaupt nix für die große Bühne. Sehr, vielleicht etwas zu sehr, beruhigend.

https://www.youtube.com/watch?v=L_38H7TZd9U

7. Avantasia – Mystery of a blood Red Rose

Für mich im Vorfeld der überzeugendste Act, kam die aber Live so überhaupt nicht rüber und beim zweiten Ansehen im Superfinale dachte ich dann nur „Ach schon wieder“. Das war mir dann doch auch etwas zu weich gespült für eine Rock Band. Von Hard Rock oder Metal kann hier gar keine Rede von sein. Zu sehr Meatloaf, zu sehr Bon Jovi zu wenig Action.

https://www.youtube.com/watch?v=NX7EIBXVXJM

 

8. Alex Diehl – Nur ein Lied

Was ist das nur mit Deutschland, dass automatisch alle Songs mit vermeintlichem Anspruch so gehyped werden? Das ist ein nicht innerdeutscher Gesangswettbewerb. Wenn das Ausland nichts damit anfangen kann, dann wird das nichts. Dazu muß man sich nur die einschlägigen Blogs anschauen, die meist nur mit einem ungläubigen WTF da sitzen und nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Bei Nicole hat das vor gefühlten 40 Jahren ja noch funktioniert aber heute mit einem viel größerem Teilnehmerkreis wäre Alex mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit untergegangen. Ich will jetzt absolut nichts gegen Ihn selbst oder den Song sagen, aber auf ein Heavy Metal Konzert wäre er bestimmt auch fehl am Platz. Warum denken die Deutschen also, dass er auf dem größten Gesangswettbewerb der Welt auch nur annähernd bestehen könnte? Das war übrigens das Problem mit den meisten Songs an diesem Abend.

9. Jamie-Lee Kriewitz – Ghost

Der Auftritt, der mich am meisten überraschte war der von Jamie-Lee. Tolles Setting im Mangastyle aber nicht zu kitschig. Mich hat der Song völlig abgeholt und nach gefühltem 20 Mal hören in den letzten Wochen finde ich ihn auch mittlerweile recht gut. Die teilweise düstere Fabelwelt und der große gelbe Mond während die Bühne in totale Finsternis gehüllt war sprachen mich an und blieb mir auch am Meisten im Gedächtnis. Ich finde das Setting sollte sie in dieser oder ähnlicher Form unbedingt beibehalten. Am Son könnte man allerdings noch etwas rumschrauben. Der wirkt für mich eher dumpf und kann wohl in Stockholm auch nur durch das Bühnenbild im Gedächtnis bleiben.

10. Laura Pinski – Under the Sun We are One

Wie schon öfter thematisiert steht hinter dem Song von Laura Pinski Mr. Eurovision Ralph Siegel mit seinem Dauertextpartner Bernd Meinunger. Um überhaupt zu verstehen was dieser Mann für den ESC ist werfe ich mal mit ein Paar Zahlen um mich. Das war seine 50. Teilahme an einem Vorentscheid, davon alleine 30 in Deutschland bei denen er sich nicht qualifizieren konnte das jeweilige Land zu vertreten. On Top kommen ZUSÄTZLICH 24 Teilnahmen am ESC darunter 14 für Deutschland. Einmal der Sieg 1982, Platz 2 1980 und 1981 und Platz 3 1994 und 1999. Das vermag natürlich kaum einer zu toppen. Der Song war ganz nett und man kann sich den durchaus anhören. Allerdings fand ich von den Siegel-Kompositionen Crisalide deutlich stärker.

https://www.youtube.com/watch?v=IrV3yVoccGU

Ins Superfinale, bei dem das bisherige Voting auf Null gesetzt wird und in das die 3 Acts mit den meisten Stimmen der Vorrunde einzogen waren:

Jamie-Lee Kriewitz, Alex Diehl und Avantasia

 

Als Intervallact bekamen wir dann noch die common Linnets und The Boss Hoss

https://www.youtube.com/watch?v=QIOmawnaeVg

 

Nach erneutem Televoting haben wir die Siegerin: Jamie-Lee Kriewitz mit Ghost. In meinen Augen die beste Wahl heute Abend allerdings wird es sehr schwer dann in Stockholm.

Deutsche Vorentscheidung, Deutschland, Unser Lied für Stockholm
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