Herzlichen Glückwunsch an Duncan Laurence und die Niederlande für den Sieg beim diesjährigen Eurovision Song Contest. Ich kann mit dem Sieger sehr gut leben, zumal ich nicht wirklich einen klaren Favoriten hatte, mit dem ich mitfiebern konnte. Am Ende wollte ich aber dennoch, dass eher die Niederlande als Schweden zum x-ten Male gewinnen. Für unsere westlichen Nachbarn ist es der erste Sieg seit sich Teach-In mit Ding-a-dong 1975 die Trophähe sichern konnte. Da wurde es doch dringend mal Zeit für den fünften Titel. In Schweden steht dieser Zähler bereits bei 6 Siegen. ein kleiner Wermutstropfen bleibt dennoch, er konnte weder die Jury noch die Zuschauerwertung gewinnen, was bei einem so klaren (Buchmacher-)Favoriten eher selten ist. Der Abstand auf Italien auf Platz 2 ist auch nur dünne 27 Punkte. Allerdings ist auch Italien bei beiden Bewertungen noch hinter den Niederlanden. Juryfavorit war John Lundvik aus schweden vor der überraschenderweise starken Tamara aus Nordmazedonien und Duncan. Bei den Zuschauern gab es zur großen Überraschung aller die meisten Punkte für Norwegen vor den Niederlanden und Italien.
Die Niederlande gewinnt, doch was jetzt? Wie de Telegraaf schreibt muss es im kommenden Jahr nicht unbedingt nach Amsterdam gehen. Direkt nach dem Gewinn gab es von Maastricht eine Pressemitteilung, dass sie im kommenden Jahr sehr gerne den Contest ausrichten würden. Die Verantwortlichen berichteten, dass sie bereits kurz vor dem Gewinn die Finger auf dem Sendeknopf für die Pressemitteilung hatten.
Eine kleine Ungereimtheit wurde auch bekannt. Nicht im Finale aber am Tag vorher, während des Juryfinales wurde beim Auftritt Norwegens zweimal der Bildschirm schwarz. Das würde bedeuten dass die Juries den Beitrag eingeschränkt zu Gesicht bekamen. Das ist jetzt in sofern von Bedeutung, dass KEiiNO die Zuschauerfavoriten waren und beider Jury nur auf Platz 15(!) landeten. Eine formelle Beschwerde durch den norwegischen Sender NRK wurde von der EBU nicht zugelassen und auch eine Wiederholung des Auftritts wurde abgelehnt. Das könnte durchaus Norwegen den Sieg gekostet haben, wobei aber ehrlicherweise nicht zu erwarten war dass sie von den Jurys sonderlich viele Punkte erhalten werden. Für einen Sieg fehlten ihnen 154 Punkte, dann hätten die Experten sie auf Platz 5 setzen müssen.
Trotz der 26 Songs wurden wir im Anschluss mit Intervallacts nur so überschüttet. Dazu kam noch der im Voraus nicht wirklich eingeplante Auftritt von Madonna, so dass die Votingzeit auf 50 Minuten erhöht werden musste. Der spannenste davon war sicherlich der Auftritt der ehemaligen ESC-Teilnehmer Mans Zelmerlöw, Eleni Foureira, Verka Serduchka und Conchita oder Wurst oder Conchita Wurst? Die vier sangen jeweils den Titel eines anderen Interpreten. So ähnlich wurde es auch beim serbischen Vorentscheid gemacht. Als krönender Abschluss kam die Gewinnerin von 1979 Gali Atari (damals zusammen mit Milk & Honey) und sang ihren damaligen Gewinnersong Hallelujah, zuerst alleine, dann mit den vier anderen Künstlern. Großartig! Leider fehlte hier Rise like a Phoenix, allerdings hörten wir von Verka eine großartige Version von Toy.
Wahnsinn wie sich Madonna immer wieder neu erfindet. Der Fluch der Karibik 6 Look, mit dem sie uns gestern beglückte, war sicher ein Tiefpunkt in ihrer langen Karriere. Dummerweise musste wollte sie unbedingt, wie die anderen Teilnehmer auch, ihren Song Like a Prayer, der 30-jähriges Jubiläum feierte, ebenfalls live singen. Nun wußte man ja früher auch schon dass Madonna nicht die Heldin ist, was Livesingen anbetrifft. Was sie aber hier krumm und schief ablieferte setzte dem ganzen die Krone auf. Glücklicherweise durfte sie beim zweiten Song dann Autotune einsetzen, ein Mittel das eine andere junggebliebene Diva, Cher, auch gerne einsetzt um die Stimme auf einen hörbaren Pegel hochzuhieven. Ab dann konnte man dann den Auftritt einigermaßen genießen. Die Performance war so unterirdisch, dass es noch nicht einmal ein offizielles Video auf dem Eurovision Chanel gibt. Im kompletten Video des Song Contest kann man den Auftritt Revue passieren lassen.
Außerdem präsentierte Netta ihren neuen Song Banana, außerdem gab es einen Auftritt des Idan Raichel Projects, das traditionelle Melodien mit moderner Murik verbindet.
Die Punktevergabe wurde wieder etwas abgeändert, so wurden beim Televoting die Punkte nicht von niedrig nach vielen Punkten vorgelesen sondern nach Platzierungen. Man wusste auch nicht wirklich wieviele Punkte noch übrig waren und so war es spannend bis zur letzten Wertung. Ich möchte jetzt den deutschen Beitrag nicht schlechter reden als er war, aber wenn man die 8 Punkte aus Weißrussland, dessen Jury disqualifiziert wurde und deren Punkte nach irgendeinem rätselhaften interpolieren berechnet wurden, abzieht, landen wir auf dem vorletzten Platz. Und der Erfahrung nach zu urteilen hätten wir sicher keine Punkte aus diesem Land bekommen. Ebenso wurden hier 12 Punkte an den Gastgeber gegeben, ein Schelm der dahinter Absicht vermutet. Das waren übrigens die einzigen Punkte die Israel von den Jurys bekamen. Allerdings ist es deutlich besser die interpolierten Punkte an die rechte Seite der Punktetafel zu verben, als an die Linke. Man stelle sich mal vor was passiert wäre wenn dadurch die Entscheidung anderweitig ausgefallen wäre.
Es gibt ja schon immer eine Abweichung zwischen Jury und Televoting. Aber gefühlsmäßig fiel diese in diesem Jahr deutlich größer aus als in den vergangenen Jahren. Die großen Juryfavoriten waren Schweden (Jury Platz 1-239 Punkte/ Televoting: Patz 9-93 Punkte), Nordmazedonien (2-237/12-58) und Tschechien (7-150/24-7). Die Televoting Lieblinge waren Norwegen (1-291/15-47), Island (6-186/14-48) und San Marino (10-65/23-16). Ich würde mal behaupten, dass man von vornherein das zumindest bei Nordmazedonien zumindest erahnen, bei San Marino und Island erwarten konnte. Die wenigen Punkte der Televoter für Tschechien waren sicher eine große Überraschung.
Platz | Startnr. | Land | Interpret | Lied Musik (M) und Text (T) | Punkte | ||
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Jury | Zuschauer | Gesamt | |||||
1. | 12 | Niederlande | Duncan Laurence | Arcade M/T: Duncan Laurence, Joel Sjöö, Wouter Hardy | 237 | 261 | 498 |
2. | 22 | Italien | Mahmood | Soldi M: Mahmood, Dardust, Charlie Charles; T: Mahmood, Dardust | 229 | 253 | 472 |
3. | 5 | Russland | Sergei Lasarew Сергей Лазарев | Scream M: Filipp Kirkorow, Dimitris Kontopoulos; T: Sharon Vaughn, Dimitris Kontopoulos | 126 | 244 | 370 |
4. | 24 | Schweiz | Luca Hänni | She Got Me M/T: Laurell Barker, Mac Frazer, Luca Hänni, Jon Hällgren, Lukas Hällgren | 152 | 212 | 364 |
5. | 9 | Schweden | John Lundvik | Too Late for Love M/T: John Lundvik, Anderz Wrethov, Andreas „Stone“ Johansson | 241 | 93 | 334 |
6. | 15 | Norwegen | KEiiNO | Spirit in the Sky M: Tom Hugo, Henrik Tala, Fred Buljo, Rüdiger Schramm; T: Alexander Olsson,Tom Hugo, Fred Buljo, Alexandra Rotan | 40 | 291 | 331 |
7. | 8 | Nordmazedonien | Tamara Todevska Тамара Тодевска | Proud M: Robert Bilbilov, Lazar Cvetkoski, Darko Dimitrov; T: Kosta Petrov, Sanja Popovska | 247 | 58 | 305 |
8. | 20 | Aserbaidschan | Chingiz | Truth M: Borislav Milanov, Trey Campbell, Bo J, Pablo Dinero, Hostess, Çingiz Mustafayev; T: Borislav Milanov, Trey Campbell, Bo J, Hostess | 202 | 100 | 302 |
9. | 25 | Australien | Kate Miller-Heidke | Zero Gravity M: Kate Miller-Heidke, Keir Nuttall, Julian Hamilton; T: Kate Miller-Heidke, Keir Nuttall | 153 | 131 | 284 |
10. | 17 | Island | Hatari | Hatrið mun sigra M/T: Hatari | 46 | 186 | 232 |
11. | 3 | Tschechien | Lake Malawi | Friend of a Friend M/T: Jan Steinsdoerfer, Maciej Mikolaj Trybulec, Albert Černy | 150 | 7 | 157 |
12. | 6 | Dänemark | Leonora | Love Is Forever M/T: Lise Cabble, Melanie Wehbe, Emil Lei | 69 | 51 | 120 |
13. | 11 | Zypern | Tamta Τάμτα | Replay M/T: Alex Papaconstantinou, Teddy Sky, Viktor Svensson, Albin Nedler, Kristoffer Fogelmark | 77 | 32 | 109 |
14. | 1 | Malta | Michela | Chameleon M/T: Joachim Perrson, Paula Winger, Borislav Milanov, Johan Alkanäs | 87 | 20 | 107 |
15. | 10 | Slowenien | Zala Kralj & Gašper Šantl | Sebi M/T: Zala Kralj, Gašper Šantl | 46 | 59 | 105 |
16. | 21 | Frankreich | Bilal Hassani | Roi M/T: Émilie Satt, Jean-Karl Lucas | 67 | 38 | 105 |
17. | 2 | Albanien | Jonida Maliqi | Ktheju Tokës M/T: Eriona Rushiti | 43 | 47 | 90 |
18. | 23 | Serbien | Nevena Božović Невена Божовић | Kruna (Круна) M: Nevena Božović, Darko Dimitrov; T:Nevena Božović | 35 | 54 | 89 |
19. | 7 | San Marino | Serhat | Say Na Na Na M: Serhat Hacıpaşalıoğlu; T: Serhat, Mary Susan Applegate | 12 | 65 | 77 |
20. | 18 | Estland | Victor Crone | Storm M: Stig Rästa, Vallo Kikas, Victor Crone, Sebastian Lestapier; T: Stig Rästa, Victor Crone, Fred Krieger | 28 | 48 | 76 |
21. | 13 | Griechenland | Katerine Duska Κατερίνα Ντούσκα | Better Love M: Katerine Duska, Leon of Athens, David Sneddon, Phil Cook; T: Katerine Duska, David Sneddon | 50 | 24 | 74 |
22. | 26 | Spanien | Miki | La venda M/T: Adrià Salas | 1 | 53 | 54 |
23. | 14 | Israel (Gastgeber) | Kobi Marimi קובי מרימי | Home M/T: Inbar Vaizman, Ohad Shragai | 0 | 35 | 35 |
24. | 19 | Weißrussland | ZENA ЗЕНА | Like It M: Yuliya Kireyeva, Viktor Drobysh; T: Yuliya Kireyeva | 18 | 13 | 31 |
25. | 4 | Deutschland | S!sters | Sister M/T: Laurell Barker, Tom Oehler, Marine Kaltenbacher, Thomas Stengaard | 24 | 0 | 24 |
26. | 16 | Vereinigtes Königreich | Michael Rice | Bigger Than Us M/T: Laurell Barker, Anna-Klara Folin,John Lundvik, Jonas Thander | 8 | 3 | 11 |