Schweden hat es wieder einmal geschafft ein Grand Final auf die Bühne zu stellen das seinesgleichen sucht. Während im letzten Jahr die Veranstaltung in Österreich nur so vor sich hindümpelte, was hauptsächlich an den steifen Moderationen lag, sprühten Petra Mende und Mans Zelmerlöw nur so vor Witz und Selbstironie. Über die Songs selbst wurde bereits viel geschrieben, also beschränke ich mich hier einmal auf die Big 5 und das Gastgeberland, über die ich im Vorfeld noch nicht so wirklich berichtet hatte.
Als erstes Land mußte Italien an Startplatz 6 performen. Francesca Michielin machte ihre Sache inmitten eines Gartens auf auf Stöcken gesteckten Früchten sehr gut und wurde am Ende auch durch die 12 Punkte von Frankreich 16. und damit zweit bestes Big 5 Land hinter Frankreich auf Platz 6.
Gastgeber Schweden folgte mit Startnummer 9 und Frans trat wieder einmal gewollt lustlos an. Ich wundere mich immer dass das im Allgemeinen als Cool angesehen wird. Der Song ist unfassbar catchy aber ein bischen mehr könnte auch vom Sänger selbst kommen. Wahrscheinlich versucht der erst 17 jährige Schwede seine Nervosität auf diese Weise zu überspielen. Für mich ist der gesamte Auftritt völlig überwbewertet. Als Geshenk gab es dann zum Abschluss Platz 5.
Deutschland folgte dem Schweden mit Startnummer 10. Jamie-Lee machte alles gut, konnte allerding mit dem hoffnungslos belanglosen Song Ghost die restlichen Europäer nicht davon überzeugen für sie zu stimmen, und wurde trotz solider Performance 26 und somit Letzte. Punkte gab es nur durch die georgische Jury und die Televoter aus der Schweiz und aus Österreich. Ich bin sehr gespannt wann es bei den deutschen Verantwortlichen mal klick macht und der Vorentscheid nicht mehr von Plattenfirmen als Plattform genutzt wird. Auch wird immer wieder unterschätzt dass ein Song schon beim ersten hören so prägnant sein muß, dass man ihn auch nach 25 anderen Teilnehmern noch im Ohr hat. Dann kann man beinahe jeden auf die Bühne stellen. Alles in Allem darf man aber Jamie-Lee keinen Vorwurf machen. Den Song hat sie super performt und es lag sicherlich nicht an ihr dass nur der letzte Platz herausgesprungen ist.
Gleich dahinter folgte Frankreich mit den nächsten Ohrwurm. Hier sorgte der smpathische Amir sicherlich dafür dass man unseren Song noch schneller vergessen hat als die Lottozahlen von letzter Woche. Diese relativ neue Art der Startplatzvergabe nach dramaturgischen Gesichtspunkten ist zwar sehr positiv für die Zuschauer, die jetzt keine langen Durststrecken mit drögem Songs über sich ergehen lassen müssen, allerdinsgs wird auf diese Weise so ein Song wie Ghost oder auch I Stand von Tschechien sehr schnell wieder vergessen, was sich dann in unterirdischen und etwas ungerechten Platzierungen niederschlägt. Amir hat mir jedenfalls deutlich besser gefallten als noch beim Einspieler im ersten Semi. Leider konnte er den Song nicht so rüberbringen wie ich gehofft hätte, sonst hätte es noch ein zwei Plätze weiter nach vorne gehen können. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Franzosen mit Platz 6 und ihrer besten Platzierung seit 2002 sicher zufrieden sein werden.
Spanien folgte direkt auf Russland mit Startnummer 22. Trotz des schönen Songs konnte die bezaubernde Barei selbst mit einem gefaketen Sturz, der bei mir auf der Party zu unverholenem Entsetzen führte, nicht das visuelle Feuerwerk von Russland übertreffen und war somit ebenfalls eher zum Scheitern verurteilt. Immerhin 4 Plätze besser als Deutschland allerding, wie sehr oft bei Spanien, völlig unterbewertet.
Als letztes der fürs Finale gesetzten Länder performte dann Großbritannien in Form von zwei Fußball und Rugby spielenden Milchbubis. Auch sie konnten ihren fast perfekten Startplatz nicht dazu nutzen sich im mittleren oder gar vorderen Feld zu platzieren. Heraus kam der 24. Platz.
Nachdem alle Künstler performat und die Abstimmphase lief kamen wie gewöhnlich die Intervallacts, die von Justin Timberlake eröffnet wurde. Er performte ein Medley au seinem Hit Rock Your Body und seinem neuen Song Can’t Stop the Feeling. Leider gibt es bisher keine Videos von seinem Auftritt. Vielleicht wurde dies ja von der Plattenfirma untersagt.
Nun denn, die besseren Intervall Acts für die ESC verrückten Zuschauer kamen sowiso vom schwedischen Fernsehen und in Kooperation mit den Moderatoren, die den wahrscheinlich großartigsten Auftritt ever, ever, ever hinlegten. Musikalisch erzählten sie was ein guter Eurovisionstitel alles haben muß um zu gewinnen, inklusive Auftritt von Alexander Rybak (Fairytale 1. Platz Norwegen 2009) und Lordi (Hard Rock Hallelujah, 1. Platz Finnland 2006) .
Nachdem das Voting beendet war, wurden alle Länder nacheinander zugeschaltet und verkündeten wie gewohnt ihre Punkte. Dabei wurden nur die Höchstpunktzahl vorgelesen, die anderen Punkte nur eingeblendet. Der Unterschied zu vergangenen Jahren bestand darin, dass es sich hierbei ausschließlich um das Juryvoting handelte. Nach der Hälfte dieser Jurywertungen gab es ein Interview mit Australin, das zu dem Zeitpunkt in Führung lag. Am Ende gab es ein zweites Interview mit Dami, die diese Wertung mit großem Vorsprung für sich entscheiden konnte.
Obwohl man wußte dass noch einml so viele Punkte durch das Televoting vergeben wurden, freundete man sich mit einem Sieg Australiens bereits an und hoffte zum ersten Mal idass ein Land vom letzten Platz aus den Contest im nächsten Jahr austragen könnte, indem Deutschland als Stellvertreter für Australien den Contest ausrichten könnte. Sicher wäre das eine kuriose Situation gewesen.
Es kam allerdings ganz anders, denn im Televoting kam Australien nur auf Platz 4, hinter Publikumsliebling Russland, Gewinnerin Ukraine und, mir völlig unverständlich dem vorletzten aus dem Juryvoting Polen. Russland, dessen Televoting Ergebnnis als letztes dann vorgelesen wurde, hätte 404 Punkte gebraucht um den ersten Platz zu erreichen, bekam allerdings nur 361 . Dies ist ein fantastischer Wert von 8,6 Punkten im Durchschnitt. Im Vergleich dazu bekam Dami Im gerade mal durchschnittlich 4,5 Punkte von den Zuschauern und Jamala 7,6. Allerdings konnte auch das nicht den 6. Platz aus der Jurywertung kompensieren.
Jetzt stellt sich für mich nur die Frage, ob die Ukraine tatsächlich das Geld zusammen bekommt um den Contest im nächsten Jahr in ihrem kriesengeschüttelten Land auszutragen oder ob ein anderes Land hier einspringen wird, wie z.B. gleich beim zweiten ESC als Deutschland übernahm. Vielleicht könnte also trotz letztem Platz der Contest im nächsten Jahr bei uns stattfinden. Allerdings ist das Zukunftsmusik, denn jetzt freue wir uns erstmal für die Ukraine und bedauern dass der Televoting Favorit in diesem Jahr mal wieder durch die Juries ausgebremst wurde.
Netter Fakt am Rande. Reddit User MrTigs hat sich die Mühe gemacht auszurechnen wie das Ergebnis nach dem alten Votingsystem ausgesehen hätte: Australien hätte vor der Ukraine und Russland gewonnen. Frankreich wäre vor Schweden gelandet statt dahinter und die Polen hätte auch das gute Televoting retten können und wären statt Platz 8 auf Platz 20 gelandet. Deutschland wäre vorletzter geworden, noch vor Tschechicen. Hier findet Ihr das gesamte Ergebnis.
Im folgenden gib es das Gesamtergebnis von 2016:
Platz | Land | Interpret | Lied | Punkte Jury | Punkte Zuschauer | Punkte Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Ukraine | Jamala Джамала / Camala |
1944 | 211 | 323 | 534 |
2 | Australien | Dami Im | Sound of Silence | 320 | 191 | 511 |
3 | Russland | Sergei Lasarew Сергей Лазарев |
You Are the Only One | 130 | 361 | 491 |
4 | Bulgarien | Poli Genowa Поли Генова |
If Love Was a Crime | 127 | 180 | 307 |
5 | Schweden | Frans | If I Were Sorry | 122 | 139 | 261 |
6 | Frankreich | Amir | J’ai cherché | 148 | 109 | 257 |
7 | Armenien | Iweta Mukutschjan Իվետա Մուկուչյան |
LoveWave | 115 | 134 | 249 |
8 | Polen | Michał Szpak | Color of Your Life | 7 | 222 | 229 |
9 | Litauen | Donny Montell | I’ve Been Waiting for This Night | 104 | 96 | 200 |
10 | Belgien | Laura Tesoro | What’s the Pressure | 130 | 51 | 181 |
11 | Niederlande | Douwe Bob | Slow Down | 114 | 39 | 153 |
12 | Malta | Ira Losco | Walk on Water | 137 | 16 | 153 |
13 | Österreich | ZOË | Loin d’ici | 31 | 120 | 151 |
14 | Israel | Hovi Star חובי סטאר |
Made of Stars | 124 | 11 | 135 |
15 | Lettland | Justs | Heartbeat | 69 | 63 | 132 |
16 | Italien | Francesca Michielin | No Degree of Separation | 90 | 34 | 124 |
17 | Aserbaidschan | Samra | Miracle | 44 | 73 | 117 |
18 | Serbien | ZAA Sanja Vučić Сања Вучић |
Goodbye (Shelter) | 35 | 80 | 115 |
19 | Ungarn | Freddie | Pioneer | 52 | 56 | 108 |
20 | Georgien | Nika Koscharow & Young Georgian Lolitaz | Midnight Gold | 80 | 24 | 104 |
21 | Zypern | Minus One | Alter Ego | 43 | 53 | 96 |
22 | Spanien | Barei | Say Yay! | 67 | 10 | 77 |
23 | Kroatien | Nina Kraljić | Lighthouse | 40 | 33 | 73 |
24 | Vereinigtes Königreich | Joe and Jake | You’re Not Alone | 54 | 8 | 62 |
25 | Tschechien | Gabriela Gunčíková | I Stand | 41 | 0 | 41 |
26 | Deutschland | Jamie-Lee | Ghost | 1 | 10 | 11 |