Leider erleben wir gerade wieder ein politisches Drama rund um den ESC. Völlig zurecht droht die EBU Weißrussland ihren Song zu disqualifizieren falls sie den Text nicht ändern. Was war passiert? Der von den Belarusen nominierte Song mit dem Titel „Ya nauchu tebya!“ der Band Galasy ZMesta ist quasi eine Anleitung zur Linientreue für den letzten Diktator eines euröpäischen Landes Alexander Lukaschenko. Die Stellungnahme dazu ist wie folgt:
As part of the regular procedure for all songs submitted to compete in the Eurovision Song Contest (ESC), the EBU has carefully scrutinized the Belarusian song, Ya Nauchu Tebya (I’ll Teach You) by Galasy ZMesta to ensure it complies with the rules of the competition.
It was concluded that the song puts the non-political nature of the Contest in question.
In addition, recent reactions to the proposed entry risk bringing the reputation of the ESC into disrepute.
We’ve written to the broadcaster BTRC, which is responsible for Belarus’ entry for the Eurovision Song Contest, to inform them that the song, in its present form, is currently not eligible to compete.
Furthermore we’ve requested that they take all necessary steps to submit a modified version, or a new song, that is compliant with the ESC rules.
Failure to do so could result in disqualification from this year’s Contest.
Einen Song der so offensichtlich politisch ist, kann man natürlich in dem vermeintlich unpolitischen Eurovision Song Contest nur ablehnen, oder? Erinnern wir uns an 2016 als Jamala mit dem Song 1944, der von dem Vertreiben der Krimtartaren durch die Russen handelt, den Contest gewann. Ist dieser Song jetzt politischer als der andere? Damals wurde es unter dem Deckmantel der Aufarbeitung der Geschichte doch zugelassen. Aber macht sich die EBU durch dieses Handeln nicht selbst unglaubwürdig? Erinnern wir uns auch an 2009 und das großartige „We Don’t wanna put in“ das ebenfalls abgemahnt wurde, weil man was wohl beabsichtigt war, eher „We don’t wanna Putin“ heraushören konnte. Georgien änderte den Song nicht sondern zog kurzerhand die komplette Teilnahme in dem Jahr zurück.
Scheint es nicht so, dass es in der Sichtweise der EBU gute und schlechte Länder gibt? Zweifellos gab es 2016 sehr viel Mitgefühl für die Ukraine aufgrund der Situation auf der Krim. Wahrscheinlich hat man hier und bei Armenien 2015 (Face the Shadow) deshalb ein Auge zugedrückt. Meiner Meinung nach sollte mit allen Teilnehmern gleich verfahren werden. entweder pro oder contra Politisierung. So bekomme ich nur den Eindruck von Scheinheiligkeit seitens der EBU.
Ich möchte jetzt aber keineswegs Weißrussland in Schutz nehmen. Der Song gehört absolut nicht auf einen Eurovision song Contest. Ich möchte so etwas da nicht hören oder sehen. Ich will nur daran appellieren dass die EBU alle Länder gleich behandelt und nicht manche Gleicher.