Eurovision 2019: Australia Decides

Soeben ging der australische Vorentscheid für 2019 zu Ende. Eine sehr gelungene, wenn auch sehr klischeehaft aufgebaute Show. Wie sich schon vorher abzeichnete, waren neben den auch in Deutschlad bekannten Sheppard auch Electric Fields und Kate Miller-Heidke klar favorisiert. Moderiert wurde von Joel Creasey, dessen Eltern sich kurioserweise am Set von „Star Wars Episode 5 – Das Imperium schlägt zurück, wo sie beide als Statisten tätig waren, kennenlernten und Myf Warhurst. Während ich am Anfang noch sehr meinen Spaß mit der tuckigen Art des Moderators hatte, empfand ich es, je länger die Show dauerte, mehr und mehr anstrengend. Manchmal ist weniger mehr. Das setzte sich auch mit den teilehmenden Acts fort. Alles was wir den Stempel LGBTIQ geben würden war vertreten. Jetzt versteht mich nicht falsch, den es ist gut, dass sich unsere Community präsetiert aber hier fand ich es dann doch etwas überrepräsentiert.

Aber zurück zu der Show. Generell waren die Zwischenacts, bei denen sich z.B. Alfie und George (Sheppard) über Pizza Hawaii unterhielten, oder die Sheppards Achterbahn führen äußerst unterhaltsam. Man hatte so das Gefühl etwas von den Menschen hinter den Auftritten zu erfahren und man musste sich trotzdem keine rührseligen Schicksalsschläge, die im deutschen Fernsehen gerne überall eingebaut werden, zu Gemüte führen.

1. Ella Hopper – Data Dust
Holla dachte ich mir, als Ella auf die Bühne kam – ist das Outfit nicht etwas gewagt? Netzstrunpfhosen-Body mit äußerst wenig darunter. Kann man machen aber ist sehr speziell. Der Song war ein guter Aufmacher, hatte im Lineup aber nicht wirklich eine Chance.

2. Electric Fields – 2000 and Whatever
Die beiden von Electric Fields sind schon ein einteressantes Gespann. In ihrer bewährten Art tanzte Zaachariaha Fielding barfuss mit einem Flatterkleid und Turban, den er am Ende dann in die Menge warf. Michael Ross tanzte hingegen exzessiv hinter seinem Keyboard. Ein sehr interessanter auftritt, der sicher auch in Tel Aviv sehr viel Aufmerksamkeit erreicht hätte. Wer mich kennt, weiß ja dass ich sehr auf Elektronische Musik stehe und bis auf zwei drei Kritikpunkte fand ich es durchaus wünschenswert, dass die Beiden den Vorentscheid gewinnen.

Mark Vincent – This is not the End
Zu viel, zu viel, zu viel und furchtbar anstrengend war der Liveauftritt von Mark Vincent. Er knödelte sich auf der Bühne einen ab, ohne an die stimmlichen Qualitäten eines richtigen Opersängers nur ansatzweise heranzukommen. Für mich der vorerst anstrengeste Auftritt.

Aydan Calafiore – Dust
Aydan hatte ich so gar nicht auf der Uhr, zu gewöhnlich fand ich seinen Song. Aber Live war ich dann doch vom Gesang her beeindruckt. Leider ist der Song der langweiligste des Vormittags und so konnte er auch mit seiem Gesang ichts mehr rette.

Courtey Act – Fight for your Love
Unsere australische Lieblings Dragqueen, bekannt aus der 6. Staffel von RuPauls Drag Race legte ganz wie wir es erwarten konnten, einen sehr extrovertierten Auftritt hin, bei dem nur der teilweise stierische Blick etwas störte. 5 Tänzer in Rot tanzten um die in rotem Lack gekleidete Sängeri herum und spielten mit überdimensionierten roten Würfeln. Garniert wurde alles mit rotem Licht. Rote Dragqueen auf rotem Grund also.

Leea Nanos – Set Me Free
Leena präsentierte sich etwas als das weibliche Pedant von Mark Vincent. Allerdings fad ich die Peggy Budy Gedächtnisfrisuer auch etwas ausbaufähig. Alles in Allem eher nicht so mein Song.

Sheppard – On My Way
Die deutlichen Parallelen zu ihrem erfolgreiche Titel Geronimo wollen wir jetzt nicht unbedingt groß thematisieren, denn jeder würde das genauso machen. Der Auftritt war sehr solide und bei den Einspielern immer nur die drei Sheppard-Geschrister im Rampenlicht standen, durfte hier mal endlich die gesamte Bad in Erscheinung treten. Mit dem Sog hätte ich beim eSC auch gut leben können.

Alfie Arcuri – My Way
Auch Eye-Candy Alfie überzeugte mich auf der Stelle mit seinem Gesang. Hallo Frankreich: An diesem Voretscheid hättet ihr euch gesanglich was abschauen können! Überhaupt fand ich das alle Acts sehr gut Live singen können. Leider war der Song auch einfach zu unscheinbar und so war ihm ein nahezu gleiches Schicksal wie bei Aydan unumgänglich.

Kate Miller-Heidke – Zero Gravity
Also eins muss ich sagen: Der Auftritt von Kate war der Hammer! Eigetlich sehr Eurovision-esque holte sie sich einen Teil des Kleides von Nina Kraljić (2016) und baute es über den Vulkan von Julija Samoilowa (2018) und fertig war das wohl höchste Kleid der Eurovisionsgeschichte. Auf dem Kopf wurde dann noch ein Krönchen platziert und los gings mit – Geknödel! Furchtbar astrengendes Gejodel, das war mir in der Studioversion gar nicht so aufgefallen. Nein, das war mir zu viel, von der Frau (oder war es ein Mann?) an der Stage die wie ein Pendel in gefühlten 5 Metern Höhe hinter der Sägerin hin und her schwang, will ich erst gar nicht anfangen. Das war ein Auftritt der Marke „Ich will es unbedingt“.

Tania Doko – Piece Of Me
Schade für Tania, die durch den Bildgewaltigen Auftritt zuvor trotz vermeintlich besten Slot völlig unterging. Selbst ich brauchte den ganzen Song um das vorher gesehene zu verarbeiten. Aber auch hier galt, wie bei einigen anderen: Nur Füllstoff als Song.

Es gewann am Ende, da waren sich Jury und Televoter einig, Kate Miller-Heidke mit Zero Gravity. Mein Favorit war es wie gesagt weder vorher als Studioversion noch Live aber ich bin mir sicher dass dieser Auftritt noch für viel Gesprächsstoff in Tel Aviv und rund um den Song Contest sorgen wird. Er ist sehr auffällig und so zweifle ich nicht daran, dass wir ihn in Israel zweimal hören dürfen.

Startnr.InterpretTitelJuryTelevotingGesamtPlatz
1Ella HooperData Dust1261810
2Electric Fields2000 and Whatever44701142
3Mark VincentThis is not the End1919387
4Aydan CalafioreDust3810486
5Courtney ActFight for Love2626524
6Leea NanosSet Me Free1011219
7SheppardOn My Way4146873
8Alfie ArcuriTo Myself3514495
9Kate Miller-HeidkeZero Gravity48871351
10Tania DokoPiece Of Me176238
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