Das Festival da Canção 2020 war ja in den vergangenen Jahren nicht das progressivste seiner Art. Sie schaffen es auch immer wieder unisono vor sich hin plätschernden Songs ins Finale zu setzen. Und selbst wenn es ein paar progressivere ins Finale schaffen ist es eher selten dass sie, beispielsweise wie im vergangenen Jahr auch ausgewählt werden. Entweder die Jury oder das Publikum machen die Hoffnung immer zunichte. In diesem Jahr jedoch war das Festival überraschend vielseitig besetzt.
Juryfavorit war, das wurde bereits im Halbfinale deutlich, Filipe Sambado mit dem schönen Titel Gerbera amarela do Sul (Gelbe Gerbera des Südens). Er versteht es gekonnt verschiedene Musikstile traditionell portugiesisch klingen zu lassen und hätteso das Zeug gehabt vor allem mit seinem extravanganten Auftritt die Aufmerksamkeit in Rotterdam trotz recht langsamen Songs auf sich zu ziehen. Hier hat sich die Jury, in der in diesem Jahr auch Conan Osiris saß, sehr positiv bemerkbar gemacht. Filipe durfte dann auch gleich als erstes ran.
Publikumsliebling und weitgehend auch Liebling in der Bubble war Bárbara Tinoco mit dem wunderbar kitschigen Passe-Partout. Leider kann ich nur sehr wenig mit dieser Art Songs anfangen. Gleich zu Anfang ihrer an dem besten Startplatz 8 gelegenen Performance ließ sie eine gelbe Gerbera, die sie zuvor in der Hand hielt,fallen. War das eine Anspielung auf den oben genannten Philip? Die Großaufnahme auf die gefallene Gerbera kann man ruhig so deuten.
Ich hätte durchaus mit beiden Songs oder dem bereits im ersten Halbfinale des Festival da Canção 2020 beeindruckenden Movimento von Throes & The Shine leben können. Allerdings ist das gemeinsame Element der Songs, dass sie vor sich hin plätschern ohne große Dramaturgie zu entwickeln. Die Jury nutzt natürlich, im Gegensatz zu den Televotern, gerne das Downvoting um einen Titel zu verhindern. Dass dies auch gehörig schiefgehen ann, bekamen wir dann gestern eindrucksvoll gezeigt. Um ihren Favoriten zu pushen wurde Barbara kurzerhand auf den 5. Platz gesetzt, damit sie selbst mit voller Punktzahl der Zuschauer, nicht ausgewählt werden kann ihr Land in den Niederlanden zu vertreten. Filipe bekam die vollen 12 Punkte. Wie erwartet gab es dann die volle Punktzahl seitens des Televotings, jedoch Philip von ebendiesen nur Platz 7. Das bedeutete dass wir nun eine Repräsentantin haben die eigentlich keiner von beiden wollte. Die Puffärmel tragende Elisa mit den öden Medo de sentir. Wo ist eigentlich die Modepolizei wenn man sie braucht? Das Outfit sollte sie aber für Rotterdam noch einmal überdenken. Sie wird es aber nur einmal tragen müssen, da in diesem Jahr im Halbfinale wieder einmal Schluss sein wird.
Platz | Startnr. | Interpret | Lied Musik (M) und Text (T) | Punkte | ||
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Jury | Zuschauer | Gesamt | ||||
3 | 1 | Filipe Sambado | Gerbera Amarela do Sul M/T: Filipe Sambado | 12 | 4 | 16 |
5 | 2 | Jimmy P | Abensonhado | 7 | 6 | 13 |
6 | 3 | Tomás Luzia | Mais real que o amor | 3 | 8 | 11 |
8 | 4 | Elisa Rodrigues | Não voltes mais | 4 | 3 | 7 |
7 | 5 | Throes + The Shine | Movimento M/T: Throes + The Shine | 6 | 5 | 11 |
4 | 6 | Kady | Diz só | 8 | 7 | 15 |
1 | 7 | Elisa | Medo de Sentir M/T: Marta Carvalho | 10 | 10 | 20 |
2 | 8 | Bárbara Tinoco | Passe-Partout M/T: Tiago Nacarato | 6 | 12 | 18 |