Das bisher schwächste Halbfinale kommt aus dem Westen Norwegens. Keiner der vier Songs treibt mir einen wohligen Schauer über den Rücken und die Nordischen Tenöre sind mir fast so unerträglich wie der Swing Song von Tore Petterson vor zwei Wochen. Allerdings hat das kleine Vestlandet gerade mal knapp 1,4 Millionen Einwohner, was ungefähr der Größe Münchens entspricht.
Hege Bjerk – Pang
Der interessanteste Beitrag dieses Halbfinals ist sicher Pang von Hege Bjerk, deren experimenteller Elektropopsong von ihrem Ehemann Martin Bjerkreim und dessen Freund Trygve Stakkeland produziert wurde. Sie waren meiner Recherchen nach noch nicht für den ESC tätig. Obwohl mir der Song an sich gut gefällt vermag ich mir kaum vorzustellen, wie er auf der Bühne des ESC funktionieren könnte.
Magnus Bokn – Over the Sea
Nein es handelt sich bei „Over the Sea“ nicht um einen weiteren Arielle Song sondern einen in Kooperation von Alexander Rybak und JOWST mit dem Singer Songwriter Magnus Bokn entstandenen Titel. Es ist auch der einzige Titel in diesem Halbfinale der von ESC erfahrenen Produzenten komponiert wurde. Wir haben hier eindeutige Anleihen an Folksongs, was bei der Produzenten Kombo eher ungewöhnlich ist, sich aber gar nicht mal so schlecht anhört. Die obligatorische Rybak Geige darf hier natürlich nicht fehlen. Für mich ein schöner Song für die Playlist aber nicht unbedingt etwas für den ESC. Ich habe euch extra nicht die Studioversion, sondern die Live Version angehängt.
Nordic Tenors – In this special Place
Mit dme Special Place ist hier wohl Disneyland gemeint. Es typischer Disney Filmsong und somit sofort für den ESC disqualifiziert. Wenn Tenöre dann bitte richtig, mit Geknödel und vor Allem – Stimmen! Die fehlen hier gänzlich. Gefühlt könnte jedes zweite Castinggewächs das ähnlich gut singen. Der Anspruch fehlt mir hier völlig und leider ist der Song nur zum Fremdschämen. Wer durch den Namen etwas im Stile von Il Volo erwartet hatte wird hier gewaltig enttäuscht werden. Wenn das schön die nordischen Tenöre sind, dann gute Nacht für die Opern im Norden.
Oda Love You – Love who we Love
Wieder ein Song der gefühlt zum hundertsten Mal mit der Botschaft dass man lieben soll wen man möchte daherkommt. Ja danke! Obwohl ich normalerweise solche Popsongs durchaus mag, ist der hier an Belanglosigkeit nicht zu unterbieten. Ja er ist ein Ohrwurm und man ist geneigt den ganzen Tag die Hookline, die ja auch durchaus häufig wiederholt wird, ständig vor sich hin zu singen. Aber das macht den durchschnittlichen Song auch nicht besser.
Wer soll denn hier gewinnen? Alle Songs, bis auf den der Tenöre könnte sich meinetwegen für das Finale qualifizieren. Am Besten wäre wahrscheinlich Pang vor Over the Sea und Love who we Love. Aber wer weiß was die Auslosung ergibt und ob, wie in den vorherigen Halbfinalen, sich wieder der zweite Titel bei jedem Duell gegen den zuerst gespielten durchsetzen wird. Was ich auf jeden Fall weiß ist, dass ich sicher am Samstag in Schweden statt in Norwegen bin um mir das erste Halbfinale vom Melodifestivalen anzusehen – und das ist auch gut so.