Knapp, aber rechtzeitig vor dem deutschen Vorentscheid heute Abend um 20:15 wurden die teilnehmenden Songs veröffentlicht. Ich muß sagen, dass ich von der Qualität beeindruckt bin. Endlich mal ein Jahrgang nach meinem Geschmack. Als einzigen, kleinen Kritikpunkt könnte man anführen dass wir keinen richtigen Uptempo Song dabei haben. Aly Ryan kommt hier noch am ehesten ran und da haben wir auch schon mit Wear your Love meine absolute Favoritin. Aber der Startreihenfolge nach:
1. Gregor Hägele – Let Me Go
Der Startplatz 1 ist sicher für Gregor nicht der allerbeste. Der Song ist sehr ESC-fähig, liegt mir aber zu Nahe an dem britischen oder auch an unserem letztjährigen Beitrag. Gesanglich ist das, was Gregor hier bietet, absolut top. Auch das Bühnenbild mit sehr viel Atmosphäre scheint mir für den Song sehr geeignet zu sein. Ich befürchte, dass das Gesamtpaket etwas zu unscheinbar sein wird für die Zuschauer.
2. Aly Ryan – Wear Your Love
Endlich mal ein Song im diesjährigen Contest, der mir so richtig Spaß macht. Er schreit seine ESC-Kompatibilität förmlich heraus. Schauen wir uns mal die Songschreiber an: Michelle Leonard , ihreszeichen Jurymitglied der achten Popstars Staffel, Sängerin, Songschreiberin und Dozentin für Populäre Musik. Thomas Stengaard, beim ESC mit Michael Schulte und Emmelie de Forest sehr erfolgreich und Tamara Olorga (Alle Farben, Voxxclub). Das bei dieser Kombination ein ESC-tauglicher Titel herauskommt scheint vorprogrammiert. Bei ihrem Auftritt startet Aly ganz nüchtern in weiß und explodiert dann förmlich in Neonfarben. Ich bin sehr gespannt wie sich das ganze Paket live anfühlt. Die Studioversion ist klasse!
3. Makeda – The Day I Loved You Most
Auch der Song von Makeda ist durchaus hörbar, kommt für mich aber nicht für den ESC in Frage. Dazu ist er mir viel zu langsam und unscheinbar. Ganz klassisch kommt am Ende bei ihrem recht nüchternen und voll auf sie fokussiertem Auftritt noch der Goldregen.
4. BB Thomaz – Demons
BB steht auf der Cascada-Gedächtnis-Showtreppe und kämpft gesanglich gegen ihre Dämonen. Ihre RnB Ballade ist für mich etwas sperrig in dem Refrain aber die Strophen gefallen mir gut. Sie steigt während ihrem Song die Treppe hinauf und wirft dann als Dämonen verkleidete Tänzer von der Bühne um die Story des Songs auch visuell umzusetzen. Diese landen natürlich nicht blutend auf dem Boden sondern in einem Trampolin. Ich bin sehr gespannt wie der Titel ankommt. So ganz meinen Geschmack trifft er nicht aber ich hätte nichts dagegen ihn in Tel Aviv zu sehen.
5. Lily Among Clouds
Der nächste Oberkracher kommt von Lily Among Clouds. Ja er ist durch die Songstruktur etwas sperrig aber darüber kann man hinwegsehen, da er eine nette Eigenheit besitzt: er wird immer schneller bevor er dann am Ende ganz ruhig wird. Lily steht im roten Rock auf der Bühne und wird vor der zuerst dunklen und farblosen Bühne zum Hingucker. Wenn sie das gesanglich so gut hinbekommt wie in der Studio-version ist sie ganz weit vorne mit dabei. Ein bischen so Ryk-Vibes aus dem letztjährigen Vorentscheid.
6. Linus Bruhn – Our City
Der Song von Linus ist für mich nahezu der banalste in dem Line-up. Dave Roth, der den Song mitkomponierte hat übrigends schon reichlich Erfahrung beim deutschen Vorentscheid, so war er an beiden Songs von Madeline Juno 2014 beteiligt. Da hätte ich mir was besseres gewünscht. Generell wird er eher die jüngere Zielgruppe ansprechen, allerdings nicht weges des Songs sondern wegen Linus selbst.
7. S!sters – Sister
Auch bei dem Song der extra für den Vorentscheid gecasteten Band S!sters ist die geballte Eurovision Erfahrung mit Laurell Barker (ZiBBZ – Stones, Schweiz, ESC 2018) und Thomas Stengaard (siehe Aly Ryan) zu spüren. Leider ist der Song jetzt auch nicht unbedingt mein Favorit in diesem Line-up. Allerdings sind wir auch hier auf ziemlich hohen Niveau.
Fazit: Selten dass mich der NDR mit ihrem Vorentscheid qualitativ so überraschen konnte wie in diesem Jahr. Egal wie es ausgeht, wir brauchen und für keinen der Titel auf der ESC-Bühne zu schämen. Hier wird der eigene Geschmack eine große Rolle spielen. Für mich geht die Tendenz ganz klar Richtung Aly Ryan und Lily Among Clouds vor BB Tomaz und Gregor Hägele. Ein bischen ein Geschmäckle gibts allerdings auch. Der Wildcard Gewinner und extra für den ESC gecastete Act bekommt den besten Slot in der Startaufstellung. Ein Schelm wer Absicht dahinter erkennt.
Startnr. | Interpret | Titel | Jury | Zuschauer | Eurovision-Panel | Gesamt | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stimmen | Punkte | Stimmen (Televoting & SMS) | Punkte | Stimmen | Punkte | ||||
1 | Gregor Hägele | Let Me Go | 100 | 4 | 26.053 | 5 | 592 | 5 | 14 |
2 | Aly Ryan | Wear Your Love | 125 | 6 | 39.503 | 7 | 991 | 12 | 25 |
3 | Makeda | The Day I Loved The Most | 186 | 10 | 39.480 | 6 | 840 | 10 | 26 |
4 | BB Thomaz | Demons | 117 | 5 | 20.697 | 4 | 566 | 4 | 13 |
5 | Lilly Among Clouds | Surprise | 158 | 7 | 83.677 | 10 | 789 | 8 | 25 |
6 | Linus Bruhn | Our City | 167 | 8 | 71.490 | 8 | 782 | 7 | 23 |
7 | Sisters | Sister | 187 | 12 | 93.413 | 12 | 640 | 6 | 30 |